Die Gratulanten: The Busters

An einem heißen Sommerabend im Juli treffen wir Rob Solomon am Rande eines Festivals, um mit ihm über Kill Them All zu reden - aber auch, wie es für ihn als Musiker ist, sich auf einmal auf einem Bootleg wieder zu finden. Darüber hinaus verrät er uns einige Details zur neuen The Busters-DVD und wie er die Pause beim Farin Urlaub Racing Team nutzt.

Angesprochen auf Kill Them All denkt der Posaunist nach: „Da saugen sich viele sicher auch Sachen, von denen sie gehört haben, dass das Konzert geil war.“ Er kann daher auch den Gedanken der Konzertbesucher, das eben erlebte Konzert als Mitschnitt haben zu wollen, sehr gut nachvollziehen. „Das geht uns schon seit wir Musik machen so, dass dann Leute an den Merchandise-Stand kommen und sagen ‚Ich hätte gerne das Konzert genauso, wie es jetzt gerade war‘. Und dass das heutzutage möglich ist, ist für mich immer noch ein Wunder“, spielt er auf entsprechende Firmen an, die Mitschnitte des Abends wenige Minuten nach Konzertende auf USB-Sticks anbieten. Den Wünschen entsprechend haben The Busters auch bereits auf der Tour im vergangenen Jahr das Konzept in Eigenverantwortung umzusetzen versucht. „Natürlich sind wir keine Band, die das professionell machen kann. Andere haben dann einen Ü-Wagen vor der Halle stehen, wo sich drei Mann um den Mix kümmern, das können wir nicht leisten. Aber wir haben ja unseren FOH-Mann Patrick Destandeau, der da sehr fit ist und aus 40 Kanälen immer einen schönen Stereo-Mix für die Aufnahmen produziert hat.“

Dem gegenüber sieht er auch einen Publikumsmitschnitt eher als Nachteil an: „Vielleicht schneidet man sich damit ins eigene Fleisch, weil die Qualität, die da entsteht, die ist eher mäßig. Weil du hast halt mit deinem Mikrofon nur eine Aufnahmequelle.“ Verständnis aber hat hat Rob dafür schon, dass ein Mitschneider sich auch mal über eine gelungene Aufnahme freut: „Der hat wahrscheinlich schon seinen Spaß dabei – insbesondere wenn es an dem Abend eine witzige Ansage oder ein außergewöhnliches Solo gab. Aber ich denke, die Mehrheit der Leute greifen dann auf Dauer doch lieber auf eine gute CD-Produktion zurück.“

Auch können die professionellen Bootlegs für den Künstler schon einmal unangenehm sein. Dies wurde Rob besonders deutlich, als er zum ersten Mal ein Bootleg des Farin Urlaub Racing Teams sah: „Da hab ich schon gestaunt, dass es sowas gibt und dann auch noch als Vinyl. Andererseits zuckt man schon erstmal ein bisschen zusammen, weil du weißt nicht, wie deine Leistung an dem Tag war. Klar, ich bin professioneller Musiker und habe mir den Arsch abgeübt. Aber es kann trotzdem sein, dass du dann mal nicht so gut drauf bist und das dann nicht unbedingt veröffentlicht haben willst. So geht es mir auch hin und wieder mit Videos auf Youtube, dass ich mir die anschaue und denke: ‚Was hab ich da wieder gespielt und warum hat der Typ das nicht am Abend vorher aufgenommen, wo ich das viel besser hinbekommen habe?‘“

Kurzum: Faszinierend findet er die Bootlegs schon, „aber dass da jemand anderes als der Künstler Geld mit verdient, das finde ich jetzt nicht so gut.“ Dementsprechend gefällt ihm die Idee hinter Kill Them All, die entsprechenden Aufnahmen zum kostenlosen Download anzubieten. „Das ist ja ähnlich, wie wenn man Drogen an Abhängige umsonst verteilt, um die Beschaffungskriminalität zu unterbinden“, stellt er einen gewagten Vergleich an, über den er selber lachen muss: „Bootlegs sind wie Drogen. Schlechte Drogen.“

An diesem Punkt ist wohl besser ein Themawechsel angesagt, denn eine Abhandlung über die Abhängigkeit von Livemitschnitten ist zu einem Anlass wie dem KTA-Jubiläum wohl keine gute Idee. Dennoch wollen wir uns nicht all zu weit entfernen, immerhin steht bei The Busters im Januar eine neue Doppel-DVD an. Hierfür wurde unter dem Motto „Das Konzert für die Ewigkeit“ am 15. Mai ein Konzert in der Hamburger „Fabrik“ aufgezeichnet. Und sind die Aufnahmen brauchbar geworden, Rob? „Wir haben da ja einen Riesen-Aufwand betrieben, haben uns Lui Helmig für das Licht geholt, hatten acht Kameras und haben uns so ins Bild gesetzt, wie wir das noch nie gemacht haben. Und ich muss sagen – das sieht super aus, so hat man The Busters noch nie gesehen!“

Dies sieht er insbesondere als Verdienst von Regisseur Jonas Grosch. „Wir haben überlegt, wie das aussehen soll, ob man das nun bei einem größeren Konzert wie in der Live Music Hall in Köln aufnimmt. Er wollte aber nah dran sein an uns und da hat sich die Fabrik – obwohl sie von der Bühne her eigentlich gar nicht breit genug für die ganze Band ist – einfach angeboten. Dadurch haben wir jetzt aber eine sehr schöne Puppenhaus-Atmosphäre geschaffen mit vielen schönen Nahaufnahmen.“

Doppel-DVD heißt natürlich auch, dass es neben dem Konzert auch viel Bonus-Material gibt: „Auf der zweiten DVD ist eine Doku über uns drauf“, verrät Rob. Jonas Grosch hat The Busters dafür auf der Tour begleitet und auch insbesondere in der Schweiz noch einige Aufnahmen gemacht, die hierfür verwendet wurden. „Darüber hinaus hat er uns auch alle in Wiesloch besucht und Einzelinterviews geführt.“ Ein großer Vorteil hierbei war, dass der Filmemacher hierdurch viele Informationen erhalten hat, die ansonsten wohl eher unter den Tisch fallen. „Bei uns gibt es ja auch welche in der Band, die sich sonst immer vor einem Interview etwas zieren und jetzt kommen die aber auch alle mal zu Wort. Da kommt jetzt auch wirklich einmal heraus, wie die einzelnen Charaktere die Band sehen, wie die auch hängen an dem Projekt The Busters. Ich habe teilweise Tränen vor Rührung in den Augen gehabt, als ich die fertige Doku zum ersten Mal gesehen habe.“

Kein Wunder, dass The Busters daher gerne weiter mit Jonas Grosch zusammenarbeiten wollen. Nachdem man im letzten Jahr einen Großteil des Soundtracks für dessen Film „Résiste – Aufstand der Praktikanten“ (Veröffentlichung auf DVD übrigens am 03. September!) geschrieben hatte, übernahm man auch sofort den Job für seine neue Komödie „Die letzte Lüge“. Da man sich dieses Mal jedoch auch etwas weiter vom Ska entfernt, wird man hierbei unter anderem Namen auftreten, dafür gibt es aber Verstärkung von mehreren Musikerkollegen: „Wir haben noch ein paar Künstler aus der Region eingeladen, haben eine Sängerin geholt, ‚Mardi Gras.BB‘-Urgestein Uli Krug tritt mit seinem Sousaphon auf, der ‚Lava‘-Frontmann und Gitarrist Alex Auer hat ein schönes Solo gespielt – solche Sachen halt.“ Weitere Infos gibt es aber vorerst nicht – außer dass der Film voraussichtlich im April in die deutschen Kinos kommt.

Was sicherlich auch noch einige von den Kill-Them-All-Nutzern interessiert, ist der aktuelle Stand beim Farin Urlaub Racing Team: „Ja, da ist ja jetzt ‚Zu heiß‘ als Single draußen – genauso wie die verunfallte Live-DVD. Übrigens haben wir wegen der Erfahrung dort das Roh-Material für unsere DVD achtfach gesichert“, spielt Rob auf die zum kostenlosen Download angebotene FURT-DVD an, nachdem das Master der fertigen Tonspur verloren ging.
„Ansonsten ist es im Moment ruhig um das Racing Team. Der Farin möchte auch mal was ganz anderes machen anstatt sich mit Musik zu beschäftigen. Genauso versuche ich mich auch zu verhalten: Ich mache jetzt meine eigenen Sachen, habe jetzt ein eigenes Studio aufgebaut und freue mich natürlich, wenn es da irgendwann auch mal wieder los geht. Insbesondere, wenn ich mir das Tour-Video ansehe, das auf der ‚Zu heiß‘-Single drauf ist. Da siehst du dann noch mal die Wuhlheide und kriegst Gänsehaut.“

Für The Busters ist es seiner Ansicht nach aber auch wichtig, wenn das Racing Team wieder eine längere Pause einlegt: „Die Busters schlucken einfach viel Zeit, da habe ich viel mehr zu tun mit dem Produktions-Prozess, mit den Kompositionen – kann da aber auch viel von meinen Erfahrungen aus dem Racing Team einbringen, was uns auch wieder voranbringt.“

Lediglich einen Wermutstropfen gab es für The Busters dann doch zu verdauen, als die beiden Gründungsmitglieder und Saxophonisten Fischi und Quitte die Band im vergangenen Jahr verließen, um ihre selbständige Tätigkeit im Musikbereich weiter voran treiben zu können. „Ja, da hat das Racing Team uns dann wohl doch zu sehr voran gebracht“, meint Rob lachend. „Aber denen geht es gut, wir haben immer noch Kontakt und es ist alles schön. Natürlich mussten wir schon etwas knabbern, um die Verluste zu kompensieren, wobei das ja dank unserem neuen Saxophonisten Mathias Demmer wunderbar geklappt hat. Der ist ein echter Goldgriff und es ist jetzt wieder das Gefühl da, dass wir eine Band sind, eine Einheit sind, in der jeder seinen Platz hat.“

Vielen Dank an Rob für das Interview und die vielen neuen Einblicke. Ganz zum Schluss wollte er sich aber noch einmal persönlich an die Kill-Them-All-Community wenden und schnappte sich noch einmal das Mikrofon für ein kleines Grußwort zum Jubiläum:

Gewinnspiel

Dauer: Ende November 2010Preise: Album, Shirt (L) Boy, Shirt (M) Girl

Vor einigen Jahren trat Farin Urlaub bei einem The Busters-Album für zwei Songs als Produzent auf. Wie hieß dieses Album?
Evolution Pop

Auf welcher Tournee begleiteten The Busters die ärzte?
Attacke Royal

Beim letzten der Konzerte, bei denen The Busters die ärzte supporteten, spielten beide Bands gemeinsam einen Ska-Klassiker. Wie hieß der?
Rudy, A Message To You